Hosenn*

C-Print auf Aludibond), aufgenommen in der Dresdner Porzellansammlung | 2010 | Fotos: Robert Vanis

Die Fotografie ist eine Bezugnahme auf die Kolonialgeschichte und die Völkerschauen in Deutschland. Aufgenommen wurde sie in der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen im Dresdner Zwinger. Abbildungen von Schwarzen MĂ€nnern, die sich europĂ€isch kleideten und daher rassistisch als „Hosenn*“ bezeichnet wurden, finden sich etwa seit 1897 insbesondere auf Postkarten. Abgebildet wurde darauf das Stereotyp eines Afrikaners, der sich bĂŒrgerlich-europĂ€isch geben möchte und beim Versuch, sich „zivilisiert“ zu kleiden, scheitert, weil er entweder ein zentrales KleidungsstĂŒck wie die Hose anzuziehen vergisst oder sich ĂŒberzogen elegant kleidet und damit lĂ€cherlich macht. Mit der rassistischen Betitelung sollte deutlich gemacht werden, dass Kolonisierte niemals zum europĂ€ischen Kulturkreis gehören könnten.
Dass europĂ€ische LĂ€nder in der Geschichte aber im Gegenzug immer wieder versucht haben, sich kulturelle Errungenschaften anderer Kontinente anzueignen und zu kopieren, ist beispielsweise in den AnfĂ€ngen des Porzellans in Europa abzulesen, als viele EuropĂ€er*innen fieberhaft versuchten, chinesisches Porzellan zu imitieren. Als es der Meißner Manufaktur als eine der ersten in Europa gelang, die Formel fĂŒr Porzellan zu definieren, wurden hier die ersten Produktserien mit asiatischen Motiven (oder was man dafĂŒr hielt) dekoriert. Auch in der asiatisierten Architektur des Pillnitzer Schlosses nahe Dresden schlĂ€gt sich dieser Blick auf eine „andere“ Kultur nieder.


The photograph is a reference to colonial history and the ethnological expositions in Germany. It was shot in the Porcelain Collection of the Staatliche Kunstsammlungen in the Dresdner Zwinger. Depictions of Black men who dressed in a European style and were therefore called “Hosennigger” (“coons”) could be found from around 1897 onward, mostly on postcards. They showed the stereotype of an African who would like to appear as a bourgeois European but fails in his attempt to dress in a “civilized” fashion because he either forgets to put on a central piece of clothing, like a pair of pants, or dresses in an exaggerated elegant style and thus looks ridiculous. The racist name was to make clear that the colonized could never belong to the European cultural circle.
But that European countries in turn repeatedly attempted to appropriate and copy cultural achievement of other continents, is something that can be deduced when looking at the beginnings of porcelain in Europe, for example, when Europeans feverishly tried to imitate Chinese porcelain. When the Meißen manufactory was the first in Europe to succeed in defining the formula of porcelain, the initial product series was decorated with Asian motifs (or what were regarded as such). This view of an „other“ culture is also reflected by the Asian-style architecture of the Pillnitzer Castle near Dresden.


Hosenn*
C-Print auf Aludibond), aufgenommen in der Dresdner Porzellansammlung | 2010 | Fotos: Robert Vanis